Bergeösen/-haken

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So ein BREMACH - IVECO - SCAM, mit relativ leichtem Aufbau, nicht zu langem Radstand, sinnvollem Schwerpunkt und ordentlichen Reifen ausgerüstet ist ausgesprochen geländegängig. Wirklich erstaunlich wie weit man mit so einem "Camper" kommt. Viele "normale" Geländewagen müssen schon viel früher aufgeben. Ein leistungsstarker Motor, ordentlich Luft unterm Kiel, echte Differentialsperren oder QUAIFE-Torsendifferentiale sorgen für gewaltigen Vortrieb. Ein versierter und richtig instruirter Fahrer kann dies auch gut nutzen! Aber trotzdem, mal eben eine Situation falsch eingeschätzt oder etwas übersehen und schon hängt man fest. Hat man keine Möglichkeit zur Eigenbergung, muss man irgendwie herausgezogen werden.

Einziges aber grosses Problem, wer kommt den eigentlich noch hier hin? Die "normalen" Geländewagen sind zum Einen zu leicht und zum Anderen stecken die meisst schon viel früher fest. Etwas richtiges muss her, z.B. ein Traktor. Aber die Kräfte die diese Arbeitsgeräte aufbringen können sind gewaltig! 

Die orginal Abschleppöse an vielen Fahrzeugen sind zwar stabil, aber sie sind nur für den geraden Zug, also in Fahrzeugverlängerung geeignet. Muss man das Fahrzeug aber "schräg" raus ziehen, weils halt nicht anders geht, kann es sein, dass sich eine Abschleppöse staucht und sich danach nur noch unter Werkzeugeinsatz herausschrauben lässt.

Grundsätzlich: Bei Extrembergungen kann IMMER irgend etwas verbiegen, reissen oder brechen!

Viele Fahrzeugbesitzer lassen daher ihre Fahrzeuge mit verstärkten Bergeösen/-haken ausrüsten oder bauen diese selber.

Hier ein paar Beispiele: 

Verschiedene "klassische" Bergeösen. Von links: Standardöse für Fahrzeuge bis etwa 5 Tonnen, verstärkte Standardöse  und "heavy duty" für >10 Tonnen. Bei dieser Belastbarkeit sind die Bergeösen auch schrägzugtauglich. Bis sich diese Teile verbiegen ist das Reisefahrzeug längst wieder flott. 

Eine "Bergeöse" wie sie an landwirtschaftlichen Fahrzeugen (Anhänger usw.) verwendet wird, mit Oberlenkerbolzen. Diese Konstruktion braucht keinen Schäkel und ist hier anstelle der Anbauplatte montiert. Ausreichend für 3.5 Tonner und "netto" sogar noch um einiges leichter als die Anbauplatte mit Bergeöse.

Diese Ösen ersetzen die Anbauplatte und reichen locker für einen 6 Tonner. Alternativ kann die Bergeöse um 90° gedreht angebaut werden und dient so gleich als zusätzliche Trittstufe. So nebenbei gibt das eine Gewichtseinsparung von ein paar hundert Gramm gegenüber der Anbauplatte und etwa 2 Kg/Stk. gegenüber Anbauplatte mit Bergeöse.

Und hier, links im Bild, in Minimalsitenausführung. Sie wiegt 1300 Gramm und wird anstelle der Anbauplatte montiert. Somit ergibt sich eine Gewichtseinsparung von ca. 900 Gramm pro Öse.

Bergeösen/-haken am Heck 

Abschleppöse am Heck von Fahrzeugen sind oft kürzer gebaut und ohne Schaft. Sie sind weniger empfindlich auf seitlichen Zug. Zudem ist sie fest verbaut. Sie, oder eine Anhängerkupplung, kann für jede Bergung genutzt werden. Ohne AHK, kann man eine Bergegurte auch um den Unterfahrschutz schlaufen und sich so einen Schäkel sparen.

Bruchlast und Streckgrenze bei statischer Belastung

Wie wird eigentlich so eine Bruchlast errechnet? Die Bruchlast ist auf dem Datenblatt einer jeden Stahlsorte aufgeführt und die Streckgrenze (ab diesem Zug verformt sich das Metall bleibend) ist sogar in die Bezeichnung des Stahls eingeflossen. Also ein Stahl mit der Bezeichnung S235JR hat eine Streckgrenze von >235 N/mm².

Die Norm für z.B. eben diesen S235JR schreibt vor, dass seine Streckgrenze grösser als 235 N/mm² und die Bruchlast 360 bis 510 N/mm² sein muss. Die Stahlhersteller halten sich pingeligst genau an diese Normen, denn sollte ein Bauwerk einstürzen, weil der Stahlkonzern etwas anderes versprochen hat als er hält, können die Kosten gigantisch sein.

Also die Bruchlast, in N/mm², ist auf dem Datenblatt des Stahls aufgeführt und in den Katalogen der Stahlhändler ausgewiesen. Wir müssen bei einem Bauteil also nur den dünnsten Bereich finden und dessen Fläche mit der spezifischen Bruchlast multiplizieren.

Beispiel: Die oben gezeigte "Standardöse" aus 110/12 S235JR Stahl hat ihre "dünnste" Stelle oben und unten der Bohrung für den Schäkel. Die Fläche an dieser Stelle ist 12 mm * 20 mm = 240 mm²

Gemäss Datenblatt hat dieser warmgewalzte Flachstahl eine Bruchlast von 430 N/mm². Das ergibt also eine Bruchlast (240*430) von 103200N = 103.2 KN = 10.32 Tonnen. Aber wir haben ja zwei Seiten der Bohrung für den Schäkel, also müssen wir noch die zweite Seite dazu rechnen, also eine Bruchlast von etwa 20 Tonnen bei statischer Belastung.

Ab wann verbiegt sich so eine Öse?

Die obige Standardöse aus S235JR hat, wie errechnet, eine Fläche an der dünnsten Stelle von 2*240 mm². Der Stahl hat eine Streckgrenze von mindestens 235 N/mm², das ergibt 11.2 Tonnen. Ich müsste also mit mindestens 11.2 Tonnen im rechten Winkel daran ziehen, um die Öse zu verbiegen. Also sind die Ösen auch problemlos "schrägzugtauglich".

Dynamische Belastung

Als Faustformel gilt, die dynamische Belastung bei Bauteilen ist maximal 3 x höher als die statische. Die obige "Standardöse" kann also getrost bei einem 5 Tonner verwendet werden... Rechnefehler?

Der Haken an der Sache: Bei dieser Faustformel geht man von einer normalen Nutzung aus. Der Offroader der mit seinem Wagen aber mit Anlauf in die Bergegurte fährt, erzeugt einen gewaltigen Impuls auf alle Bauteile. "Irgend etwas" wird früher oder später brechen, mit Glück ist es bloss der Bergegurt. Es ist also bestimmt nicht verkehrt, wenn man da etwas grosszügig dimensioniert.